Rückversicherung
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Underwriting Manager für Cyber bei AXA XL. Sie ist zuständig für Deutschland, Österreich und die CSEE-Region.

Cyber-Risiken gehören in der heutigen digital vernetzten Welt zu den größten Bedrohungen für Unternehmen. Laut dem Global Cyber Risk and Insurance Survey 2024 der Munich Re schätzen 95 Prozent der C-Level-Verantwortlichen den eigenen Schutz als unzureichend ein. Um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, reicht es längst nicht mehr aus, nur eine Standard-Cyberversicherung gegen finanzielle Verluste abzuschließen. Vielmehr ist es erforderlich, Risiken bereits im Vorfeld zu erkennen, gezielt zu reduzieren und im Ernstfall schnell, effizient und effektiv zu reagieren. Nur so lassen sich Schäden minimieren, die Geschäftskontinuität sicherstellen und die Resilienz des Unternehmens nachhaltig stärken.

Hierbei kann eine ganzheitliche Strategie entscheidend sein. Im Folgenden erläutere ich anhand bewährter Strategien und Maßnahmen, die sich inhaltlich in die vier Maximen – Prevent (Verhindern), Prepare (Vorbereiten), Protect (Schützen) und Prevail (Bestehen) – einteilen lassen, wie dies gelingen kann.

Prevent – Schäden durch frühzeitige Erkennung und gezielte Reduzierung von Gefahren verhindern

Der Grundstein für eine nachhaltige Cyber-Resilienz liegt in der proaktiven Risikoerkennung. Diese Assessments basieren auf internationalen Standards wie NIST, ISO 27001 und IEC 62443 sowie auf spezifischen regulatorischen Vorgaben wie zum Beispiel NIS2 oder DORA, um eine umfassende und sektorspezifische Risikoerkennung sicherzustellen. Im Ergebnis werden konkrete Einblicke in Infrastruktur, Anwendungen und organisatorische Abläufe gewährt, sodass gezielt Maßnahmen zur Schwachstellenbeseitigung eingeleitet werden können.

Um Angriffspunkte weiter zu minimieren, sind technologische Schutzmaßnahmen unverzichtbar. Moderne Sicherheitslösungen für Echtzeit-Überwachung, Schwachstellenmanagement und Zugriffskontrolle spielen dabei eine zentrale Rolle. Sie ermöglichen es, potenzielle Angriffe frühzeitig zu erkennen und Gegenmaßnahmen einzuleiten, noch bevor Schaden entsteht.
Trotz aller technischen Maßnahmen bleibt menschliches Verhalten eine der größten Schwachstellen. Mitarbeiterschulungen, Sensibilisierungsprogramme und Awareness-Trainings sind daher essenziell, um Phishing, Social Engineering und andere Angriffsmethoden frühzeitig zu erkennen und abzuwehren, die auf den Menschen als Angriffsziel zugeschnitten sind.

Neben technischen Maßnahmen unterstützen Penetrationstests sowie Threat-Intelligence-Analysen, Sicherheitslücken frühzeitig zu identifizieren und zu schließen. Insbesondere die Threat-Intelligence-Reports, die häufig von Versicherern zur Verfügung gestellt werden, helfen IT-Verantwortlichen mit fokussierter Argumentation und Darstellung bei der Beantragung weiterer Ressourcen zur Cybersicherheit. Die Zusammenarbeit mit erfahrenen Partnern stellt sicher, dass Unternehmen stets auf dem neuesten Stand der Bedrohungslage bleiben, ohne eigene Budgets zu stark zu belasten.

Prepare – Im Ernstfall bestens vorbereitet sein

Trotz aller präventiven Maßnahmen besteht immer die Gefahr, Opfer eines Cyberangriffs zu werden. Deshalb ist es entscheidend, auf den Ernstfall vorbereitet zu sein. Versicherer wie AXA XL können Unternehmen dabei unterstützen, individuelle Incident-Response-Pläne zu entwickeln und schlagkräftige Response-Teams aufzubauen, die im Krisenfall sofort einsatzbereit sind.

Wichtige Maßnahmen sind hierbei:

  • Regelmäßige Mitarbeiterschulungen mit Schwerpunkt auf dem Umgang mit Cybervorfällen, um die Reaktionsfähigkeit aller Mitarbeitenden zu erhöhen
  • Realistische Angriffssimulationen (Red-Teaming), bei denen Unternehmen die Wirksamkeit ihrer Sicherheitsvorkehrungen und Zugriffskontrollen überprüfen können und somit einen konkreten Überblick über die Sicherheitslage erhalten
  • Klare Definition und Prüfung von Eskalations- und Wiederherstellungsprozessen, um Schäden zu begrenzen, Betriebsunterbrechungen zu minimieren und die Kontinuität der Geschäftsprozesse zu sichern
  • Regelmäßige Tabletop Exercises, um das Krisenmanagement und die Notfallvorbereitung in verschiedenen Einheiten zu verbessern, Schwachstellen in bestehenden Plänen aufzudecken und das Bewusstsein für potenzielle Risiken zu schärfen.

Durch eine strukturierte Vorbereitung, regelmäßige Übungen und die Zusammenarbeit mit erfahrenen Partnern können Unternehmen im Ernstfall schnell reagieren, die Schadenwirkung begrenzen, Betriebsunterbrechungen möglichst kurz halten und die Kontinuität der Geschäftsprozesse sicherstellen. Ein gut vorbereitetes Notfallmanagement stärkt die Resilienz, schützt die Reputation und sorgt dafür, dass das Unternehmen im Krisenfall schnell wieder handlungsfähig ist.

Protect – Schutz der kritischen Assets

Moderne Technologien wie Echtzeit-Überwachung, Schwachstellen- und Zugriffsmanagement sind äußerst hilfreich, um Sicherheitslücken frühzeitig zu erkennen und Angriffspunkte zu minimieren. Allerdings sind diese Lösungen oftmals mit erheblichen Investitionen verbunden. Dennoch sind sie ein unverzichtbarer Baustein in einer ganzheitlichen Sicherheitsstrategie, um insbesondere sensible Daten effektiv zu sichern.

Hier können spezialisierte Versicherer durch Partnerschaften mit führenden Anbietern unterstützen. Sie helfen, die passenden Technologien nahtlos zu integrieren, zu optimieren und dauerhaft in die Sicherheitsarchitektur einzubinden. Dabei profitieren die Unternehmen davon, ihre Sicherheitsmaßnahmen auch ohne den erwähnten Investitionsaufwand laufend zu verbessern.

Hierzu zählen besonders:

  • Kontinuierliches Monitoring der Systeme, um Anomalien frühzeitig zu erkennen und schnell zu reagieren
  • Automatisierte Zugriffskontrollen, Multi-Faktor-Authentifizierung und Identity-Management, um unbefugten Zugriff zu verhindern
  • Regelmäßige Vulnerability Assessments, um Sicherheitslücken zu identifizieren und zu schließen

Der gezielte Einsatz dieser Innovationen sorgt für eine widerstandsfähige Sicherheitsarchitektur, die Angreifer abschreckt und die Schadensausbreitung im Falle eines Angriffs begrenzt. Versicherer unterstützen Unternehmen bei der Auswahl, Implementierung und kontinuierlichen Weiterentwicklung der Technologien – so bleibt die Sicherheitsarchitektur stets auf dem aktuellen Stand.

Prevail – Im Ernstfall bestehen und gestärkt daraus hervorgehen

Nach einem Cybervorfall ist es entscheidend, schnell und gezielt zu reagieren, um Schäden zu minimieren und die Geschäftsprozesse rasch wiederherzustellen. Unternehmen sollten daher auf eine gut vorbereitete Reaktionsstrategie setzen, die im Ernstfall sofort aktiviert werden kann.

In diesem Zusammenhang geht es besonders um:

  • Sofortige Schadensbegrenzung durch erfahrene Experten, um die Angriffsfläche zu verkleinern
  • Schnelle Wiederherstellung der Systeme, um die Betriebsfähigkeit rasch wiederherzustellen
  • Klare Kommunikationsprozesse, um Stakeholder, Kunden und Behörden rechtzeitig zu informieren
  • Systematische Analyse des Vorfalls, um Ursachen zu verstehen und zukünftige Risiken gezielt zu steuern

Mit einer gut vorbereiteten Reaktionsstrategie können Unternehmen nach einem Angriff nicht nur Schäden minimieren, sondern auch gestärkt daraus hervorgehen. So sichern sie ihre langfristige Widerstandsfähigkeit, schützen ihre Reputation und bleiben auch in der Krise handlungsfähig.

Um im Ernstfall optimal vorbereitet zu sein, ist es unerlässlich, die Reaktions- und Wiederherstellungsprozesse regelmäßig zu testen und bei Bedarf anzupassen. Eine kontinuierliche Vorbereitung sorgt dafür, dass Unternehmen im Krisenmoment handlungsfähig bleiben, Schäden minimieren und gestärkt aus der Krise hervorgehen. Dabei profitieren sie nicht nur von einer verbesserten Resilienz, sondern auch vom Vertrauen ihrer Kunden und Partner.

Versicherer bieten spezielle Hotline- und Service-Tools an, die Unternehmen im Notfall schnell und zuverlässig unterstützen – ein wertvoller Baustein, um die eigene Krisenfähigkeit nachhaltig zu stärken.

Weiterdenken – Für eine nachhaltige Cyber-Resilienz

Die Anforderungen an den Schutz vor Cyber-Risiken steigen stetig, und die Bedrohungslage entwickelt sich schnell. Unternehmen, die ihre Sicherheitsstrategie auf eine proaktive, ganzheitliche Grundlage stellen, sind besser gerüstet, um Vorfälle nicht nur abzuwehren, sondern gestärkt daraus hervorzugehen. Dabei geht es um mehr als reine Technik: Es braucht die richtige Organisation, kontinuierliche Tests und eine enge Zusammenarbeit mit erfahrenen Partnern, die bei der Risiko- und Krisenbewältigung unterstützen.

Mit einer strategischen Herangehensweise, die „Prevent, Prepare, Protect“ und „Prevail“ verbindet, sichern Unternehmen ihre langfristige Widerstandsfähigkeit. Sie können Risiken aktiv steuern, ihre Reputation schützen und ihre Geschäftsmodelle auch in einem zunehmend komplexen Umfeld erfolgreich weiterentwickeln.

Denn eines ist klar: Wer jetzt in eine nachhaltige Cyber-Resilienz investiert, legt den Grundstein für eine sichere und stabile Zukunft – auch in Zeiten wachsender Unsicherheiten.


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